Nächtliches Dorf mit brennendem Bauernhaus: Entdeckung einer früheren Bildkomposition

Inv.-Nr. GG 882, Infrarotaufnahme und Röntgenaufnahme mit nachgezeichneten Schiffsteilen

Die Untersuchungen an dem Holztafelgemälde Nächtliches Dorf mit brennendem Bauernhaus aus der Zeit um 1763 offenbarten eine andere Bildkomposition unter der sichtbaren Gemäldeoberfläche, die frühere Darstellung zeigt ein sogenanntes Seestück.

Die Infrarotaufnahme brachte im rechten unteren Bildbereich (s. Leuchtkasten links) ein Schiff mit gebrochenem Mast, sowie weitere Schiffsteile zum Vorschein.

Die Röntgenuntersuchung bestätigte diese Entdeckung nicht nur, sondern erweiterte sie auch, indem sie Wellen am unteren Bildrand offenbarte (s. Leuchtkasten rechts). Darüber hinaus wurde im Hintergrund des Dorfes, im linken Bildteil, ein Turm sichtbar, der entweder während des letzten Malprozesses vom Künstler übermalt wurde, oder eventuell auch zu einer ersten Bildkomposition gehörte, was sich leider heute nicht mehr eindeutig klären lässt.

Aufgrund der kunsttechnologischen Untersuchung ist davon auszugehen, dass Pascha Weitsch die Anlage des Seestücks selbst angefertigt und später verworfen und übermalt hat.

Der Fund gibt wertvolle, neue Hinweise auf die intensive Auseinandersetzung von Weitsch mit der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts. Der Autodidakt erlangte seine Kunstfertigkeit vor allem durch das Studium und das Kopieren der Alten Meister in der Salzdahlumer Gemäldegalerie. Die Untersuchung zeigt, dass er sich augenscheinlich in seinem Früh- werk dabei auch mit Seestücken beschäftigte, auch wenn dies in seinem heute erhaltenen Œuvre keinen Niederschlag mehr findet. Das Gemälde Nächtliches Dorf verbirgt unter seiner Oberfläche somit ein bislang unbekanntes Experimentierfeld des Künstlers.

Nocturnal Village with a Burning Cottage: Discovery of an Earlier Composition

inv. no. GG 882, infrared photograph and X-ray image with highlighted ship parts

The technical analysis of the panel painting Nocturnal Village with Burning Cottage of around 1763 revealed an earlier, different composition of a maritime painting or seascape beneath the visible paint surface.

Infrared imaging revealed a ship with a broken mast as well as other ship parts in the lower right section of the painting (see light box on the left).

X-ray examination not only confirmed this discovery, but also expanded on it by showing waves at the lower edge of the picture (see light box on the right). It also brought to light a tower in the background of the village, in the left part of the picture. Whether Weitsch overpainted it during the final stage of the painting process or whether it too belonged to an initial composition of the picture can unfortunately no longer be determined with any degree of certainty.

Based on the technical investigation, we can assume that Pascha Weitsch devised the composition of the seascape himself before abandoning and overpainting it later.

The discovery provides valuable new insights into Weitsch’s intense engagement with Dutch 17th-century landscape painting. The self-taught painter acquired his proficiency primarily through studying and copying the Old Masters in the Salzdahlum Picture Gallery. The investigation shows that in his early work he was evidently also interested in seascapes, although this is no longer reflected in his extant oeuvre. The glimpse beneath the paint surface of the Nocturnal Village thus reveals a hitherto unknown area of artistic experimentation in the artist’s work.