PASCHA WEITSCH 2023 – EINE SONDERAUSSTELLUNG UND IHRE DAUERHAFTEN EFFEKTE FÜR EIN ATTRAKTIVES MUSEUM

Der 300. Geburtstag von Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723–1803) bietet willkommenen Anlass, diesen bedeutenden Braunschweiger Landschaftsmaler in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Weitsch war für den Braunschweiger Hof ein wichtiges Aushängeschild und in der Braunschweiger Stadtgesellschaft als künstlerische Instanz hoch geachtet. Als Porzellanmaler und Schöpfer von in ihrer Auffassung bereits über seine Zeit hinausweisenden Landschaftsgemälden trug er über die Landesgrenzen hinweg zur kulturellen Reputation des Herzogtums bei. Schließlich genießt das Andenken seiner Wirkung als Verwalter der herzoglichen Gemäldegalerie in Salzdahlum bis heute – und gerade im Herzog Anton Ulrich-Museum – allergrößte Wertschätzung.

Bedingt und begünstigt durch die historischen Zusammenhänge bewahrt unser Museum einen überaus reichen Bestand seiner Werke über mehrere Abteilungen hinweg: Neben dem bekannten Fürstenberger Porzellan und den bedeutenden Gemälden hält das Kupferstichkabinett nahezu den gesamten zeichnerischen Nachlass des Künstlers vor.

Auch 300 Jahre nach der Geburt des Künstlers Pascha Weitsch, der den Harz auf Leinwand, Papier und Porzellan verewigte, hat das höchste Gebirge Norddeutschlands nicht an Bedeutung verloren – ist in seiner landschaftlichen Vielfalt inzwischen „instagrammable“. Insbesondere auf der audiovisuellen Plattform Instagram spiegelt sich die Begeisterung für die sagenumwobene Gebirgslandschaft mannigfaltig wider. Sie ist Teil des Phänomens einer neuen deutschen Landschaftsfotografie, welche nach Gründung des Fotografen-Kollektivs „German Roamers“ im Jahr 2015 ein neues Level erreichte: Die Outdoor-Fotografen verkörpern nicht nur eine neuartige Bildsprache, sie demonstrieren auch, wie atemberaubend schön die Natur in Deutschland ist. Die Leidenschaft für Fotografie und die Suche nach neuen spektakulären Plätzen verbindet die Gründungsmitglieder, die mit ihren Aktivitäten einer ganzen Generation an jungen Fotograf*innen als Inspiration dienen – Landschaft als Sujet der Fotografie erfährt in den sozialen Medien seitdem eine nie dagewesene Renaissance, ist plötzlich angesagt. Instagram-Nutzer*innen finden den Weg in die Natur zum Fotografieren, verleihen ihren Bildern einen ganz eigenen kunstvollen Stil. Zum digitalen Ort des Austauschs eigener Bildwerke ist der von den „German Roamers“ ins Leben gerufene Hashtag #weroamgermany gereift. Mit gegenwärtig 1,2 Mio. Beiträgen versammelt er die stimmungsvollen Fotografien einer äußerst aktiven Community.

Der Harz mit seinen ausgedehnten Wäldern, bizarren Felsen, jahrtausendealten Mooren, ursprünglichen Bachläufen und weiten Aussichten in das Umland entwickelte vor diesem Hintergrund sein Potenzial in den sozialen Medien. Touristische Attraktionen wie der Brocken, der Oderteich, das Schloss Wernigerode oder auch die Teufelsmauer erweisen sich dabei als besonders beliebte Fotospots. Auf Instagram wiederholen sich diese Motive bisweilen tausendfach, zeugen davon, dass der Harz noch heute die Menschen zu begeistern vermag. 

Die Ausstellung #WeitschReloaded, welche die Ergebnisse eines Instagram-Fotowettbewerbs des Herzog Anton Ulrich-Museums analog in einem eigenen Raum präsentiert, zeigt den zeitgemäßen Blick naturbegeisterter Fotograf*innen auf den Harz im Wandel der Zeit. Der direkte Vergleich mit den Werken des Künstlers Pascha Weitsch, präsentiert in der Ausstellung „NATURTALENT – 300 Jahre Pascha Weitsch“, eröffnet Raum für zahlreiche Überlegungen. Es stellt sich zum einen die Frage nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten, die sich bei der Betrachtung zeitgenössischer Aufnahmen der Harzer Landschaft im Vergleich zu Weitschs Darstellungen in Gemälden, Skizzen und auf Porzellan ermitteln lassen. Andererseits ist es faszinierend zu erforschen, welchem Zweck Weitschs Kunstwerke damals dienten und vor welchem Hintergrund die Fotografien derselben Landschaft heute entstehen. Eine Einbettung in den historischen und zeitgenössischen Kontext gibt Anhaltspunkte, wie Landschaftsdarstellungen vergangener und gegenwärtiger Zeiten sowie ihre Verbreitung das Denken und Handeln der Betrachter*innen beeinflusst.